„Mein Kumpel, der Superreiche.“

Ich kann sie kaum noch ertragen, die dümmlich solidarische Killerphrase von den Arbeitsplätzen in Debatten um den Umgang mit und die gesellschaftliche Beteiligung von Superreichen. Besonders lächerlich ist es, von nur mäßig performenden, herumlindnernden Wirtschaftswürstchen als Kommunist angegangen zu werden, nur weil man die Schieflagen per se in Frage stellt.

Unglaublich, dass diese banale Nebelkerzenrhetorik noch immer verfängt und sich keiner schämt, das abgestandene Pseudoargument aus der reaktionären Mottenkiste zu ziehen, als wolle man Dieters gammeliges Reihenhäuschen konfiszieren, wenn man von einer fairen Besteuerung großer Vermögen spricht. Größenwahn? Lächerlich! Wie sagen die Österreicher so blumig wie einfühlsam an solcher Stelle: „geh scheißen!“

Und hier ein paar erfrischende Fakten im Sujet: obwohl sie für mehr als 60% des Welthandels und etwa ein 25% der Welt-Wertschöpfung verantwortlich zeichnen, halten multinationale Großkonzerne einen Anteil von nur 5% an den Arbeitsplätzen. Weltweit übrigens.

Diese werden nämlich vor allem von Klein- und Mittelbetriebe geschaffen. In den meisten OECD-Ländern sind diese die tatsächlichen Arbeitgeber für mehr als 70% der Beschäftigten, ob unselbständig oder selbständig. Laut EU-Kommission werden beispielsweise 85% aller neuen Arbeitsplätze von Klein- und Mittelbetrieben geschaffen, mehr als 1 Million per Jahr. Superreiche investieren dort, wo es besonders profitabel ist – unabhängig von der Frage, wie viele Arbeitsplätze durch ihre Investitionen geschaffen werden. Das ist das Prinzip: Arbeitsplätze entstehen bei guter Wirtschaftslage und werden bei schlechter abgwickelt. Emotionslos. Daraus muss man keine Märchen halluzinieren, um die eigene Beschränktheit offen aufzutragen.

Das ließe sich hier mühelos weiter ausführen, was ich mir aber schenke, da die eigentlichen Adressaten der Botschaft für ihre Aufmerksamkeitsspanne in der Größenordnung des Flügelschlags eines Kolibris und der -kapazität der Eintagsfliege an dieser Stelle bereits längst ausgestiegen sind, um den nächsten kapitalismuskritischen Beitrag mit einer weiteren, unreflektiert verinnerlichten Reflexphrase abwürgen zu wollen.

Dem hyperidiotischen und absurden „Neidargument“ im Kontext von abstrakten Milliardenvermögen beispielsweise. Wenn das durchbricht, muss man dem Beitragenden keine Aufmerksamkeit mehr schenken, denn der hat ja schon versucht, jeden gedeihlichen Dialog infam zu unterbinden. Reine Zeitverschwendung. Eine durchsichtige Falle. Keines Buchstabens Replik wert.

Dass der Kommunismus eine schlechte Idee war, ist inzwischen wohl hoffentlich hinreichend bekannt. Dass der Kapitalismus in seiner aktuellen Prägung auch kaum gemeinförderlich daherkommt, kann sich nur den Allerschlichtesten entziehen. Mehr scheint den Binärdenkern aber nicht mehr in den Sinn zu kommen. Hey, da war doch mal was ...

Bruno SchulzComment