Relevanz und Projektion.

Der gute Deutsche liebt seine Listen. Dagegen ist auch wenig einzuwenden, solange sie niemandes Schaden dienen sollen. Listen helfen, nichts zu vergessen. Beim Einkaufen zum Beispiel. Oder bei den Aufgaben, die man noch zu erledigen hat. Listen können großartige Tools sein. Sie helfen, Inhalte zu finden, Volumina aufzufüllen, Dinge zu gewichten. Und sie können dabei helfen, einen Maßstab zu finden. Wie umfänglich muss beispielsweise eine Liste sein von prominenten Vertretern jeweils einer Disziplin, um in dieser als allgemeinbildlich halbwegs sicher zu gelten. Klar unterscheiden sich die Disziplinen erheblich, wie sich schon die Interessen unterscheiden. Während die meisten von uns kaum 5 Kardiochirurgen von Weltrang benennen können, oder 10 Vertreter des skandinavischen Impressionismus, sind bei den meisten 10 Rennfahrer wiederum locker drin oder hundert Musiker und Bands. Wieviel Schauspieler sollte man kennen, Schriftsteller, Hunderassen? Und wieviele Fußballer im Weltfußball? Hundert? Das ist eine ganze Menge für einen allgemeingebildeten Laien ohne spezifisches Interesse am Sujet. Sagen wir die Hälfte davon deutsch? Gehört der Kicker Christoph Kramer zu den wichtigsten 50 deutschen Spielern aller Zeiten?

Liebe Leute, atmet tief durch und sinniert mal kurz über den Begriff „Relevanz“. Auch und gerade für die eigene Person. Die meisten kennen nicht einmal 10 Dinge, mit denen sich der Partner oder die Partnerin gerade beschäftigt, wollen aber voraussetzen, dass Wildfremde in Social Media im eigenen Fetisch bis in jeden Winkel barebackend sattelfest sitzen?

Gehts noch?

Schönes Wochenende.

PS: ich habe den Kickerpost inzwischen gelöscht, weil ich diesen Selbstverallgemeinerungsschwachsinn nicht mehr ertragen mochte. Und ja, es ist gut, dass nicht die ganze Welt wie Lieschen Müller denkt.

Bruno SchulzComment