Immer!

„Warum immer Fotos vom Essen?“ „Ständig von der Arbeit in der Agentur?“ „Vom Hund? Hast du keine Freunde?“ „Vom Wein? Bist du Alkoholiker?“ „Vom Strand? Was hast du gegen die schönen Berge?“ „Von Freunden? Kannst du nicht allein sein?“ „Von Taylor Swift?“

Hallo? Ist das hier mein persönliches, privates Facebookprofil oder die kostenpflichtige Wochenendausgabe der New York Times?

Naja, dass ich einen regelrechten „Kochblog“ unterhielte, kann man tatsächlich ebenso wenig behaupten, wie die weinerlich einschlägige „Selbstauskunft“, ich würde mich nicht nur regelmäßig, sondern ständig misogyn an Taylor Swift oder sogar an Heidi Klum abarbeiten.

Echt jetzt? Angefühlt ist nicht erlebt. Glauben heisst „nicht wissen“. Das implizierte nämlich zur realistischen Bewertung einen routinierten, stark aufmerksamkeitsbindenden Konsum meiner sozialmedialen Ausführungen und sollte vermutlich besser genau daran scheitern.

Was also bewegt manche Menschen zu solchen Einwürfen, die irgendwie doch nur Auswürfe sind? In anderer Leute Threads und Reichweiten. Es sind einfach Behauptungen. Nicht belegt, weil sie nicht zu belegen sind. Belegen? Das braucht doch heute keiner mehr. Der Vorwurf muss reichen, warum dann noch mit Fakten quälen. Das ist aus der Mode gekommen.

Oder Bewertungen, aber aus welcher Position heraus und mit welchem Anspruch? Unreflektiert. Aus einer Laune. Aus Frustration. Langeweile? Dem Mangel an Interesse oder Begabung, eigene Inhalte zu schaffen. Aus Lust auf Krawall?

Nennen wir sie Behauptungsbäuerchen, oft trifft es „Selbstbehauptungsbäuerchen“ noch eindeutiger. Ein Zeichen? Manche der „Behaupter“ erleben da einen eskalierenden Verlauf. Finden flankierenden Beistand. Clacqueure: „dem zeigen wir‘s jetzt aber mal richtig!“ Ach du lieber Himmel. Hat das vielleicht eine freudsche sexuelle Komponente? Auf jeden Fall eine pathologische.

Und immer schön übergriffig unter bizarrer Selbstgewichtungs- wie -wahrnehmungsstörung: „Das kannst du dir jetzt ruhig mal anhören, du könntest ja was (über dich) lernen ...“ „Oweia, bin ich hier zur Therapie oder bei Meta? Lass mal stecken. Danke.“

Als würde man auf die huldvollen Einläufe warten wie der Pönitent auf seine Absolution, die nur in den allerseltensten Fällen argumentativ gestützt sind oder über den stumpfplumpen Neidvorwurf einfach nicht hinausragen können. Und wenn man sich das dann noch erdreistet zu monieren wollen sie dich noch ersäufen in ihrem nässenden Vorwurfskanon, man könne keine Kritik aushalten oder andere Meinungen nicht gelten lassen. Doch, liebe Leute, kann ich, aber man muss ja nicht gleich jede quälende Flatulenz überdeuten.

Warum eigentlich Zeit verbringen mit etwas oder jemandem, der einen so offenkundig nervt? Auf dessen Kanal, in dessen „Wohnzimmer“? Hm. Ich hab da eine Idee: Exit please ... und das ganz ohne Drama.

Tschö mit „ö“.

Bruno SchulzComment