„Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.“
„Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.“
Das ist das neunte Gebot und kommt ein bisschen altbacken daher, lässt sich aber bei Bedarf mühelos in Neusprech transformieren für die bekennenden Jünger des aktuellen, unseligen Trends konsequenter Bildungsvermeidung: „Du sollst nicht lästern oder lügen und über andere Leute herziehen, betreibe keinen Rufmord.“ Jedenfalls nicht mehr als du es selbst bereit wärst auszuhalten. Ein Maßstab, der sich auch den weniger Feinsinnigen unter uns erschließen könnte, wenn sie diese Projektion denn schaffen wollen.
Wie ich gerade jetzt darauf komme? Ein alter Bekannter hat mich kürzlich erstaunt gefragt, was ich denn einem seiner engeren Freunde, einem namhaften Influenzierenden in einer meiner wesentlichen beruflichen Zielgruppen getan hätte, dass dieser auf einen freundschaftlichen Vernetzungsvorschlag ohne Not vor jeder Zusammenarbeit mit mir warne, abwinkend: „der Schulz? … Das geht ja überhaupt nicht.“
Hm. Interessant. Ich kenne diesen Menschen gar nicht und hatte auch noch nie zuvor mit ihm zu tun. Mal abgesehen davon, dass ich ihn für seinen massiven Haltungsschaden und offenkundigen Charaktermangel nun auch gar nicht mehr kennenlernen möchte, frage ich mich natürlich trotzdem, was ihn geritten haben könnte, eine solche Aussage zu treffen. Denn immerhin scheint meine Person wichtig genug zu sein, ein subjektives Fazit zu finden, wenn auch in Ermangelung jeder persönlicher Erfahrung. Ich ahne natürlich, wie seine Jockeys heissen und wer sein fiktives Bild von mir derart ramponiert hat: kotfaselnde Humunkuli, menschlicher Unrat.
Das kennt man ja selbst, dass man von manchen Zeitgenossen regelmäßig mit Gift und Galle über Dritte so ungebeten wie hemmungslos geflutet wird. Natürlich kann sich niemand selbst vollkommen freisprechen davon, dass es einen nicht beeinflusste und etwas hängenbliebe. Und doch ist es ein Unterschied, ob man sich nur selbst kontaminieren lässt, oder ob man sich dann auch noch selbst unbekannterweise zum großzügigen Verteiler der ungeprüften wie ungefilterten Botschaften macht.
Danke, merke ich mir.