Abflug
Wie ich sie liebe, diese Psychopathen mit ihren wichtigtuerischen „Künstlernamenprofilen“ ohne Foto, das einführende Pseudonym als Eigendiagnose in Echtzeit. Socialmedianer der dunklen Seite, die hochnotabel ihren furchtbar „besonderen“ Geschmack und das eigene unzweifelhafte Format zwanghaft selbstdarstellen möchten durch das sporadische, feinsinnige Kuratieren anspruchsvollster Fremdinhalte. Den eigenen Maßstab einmessen wollen an anderer Leute Leistung. „Schaut her, ich höre und „verstehe“ zahnnervbohrenden Jazz, lese Exoten im Original, betrachte renommierte Außergewöhnlichkeiten.“ Ansonsten lassen sie sich misanthropisch durch dieses Internetz treiben und kontaminieren die Threads fremder Menschen in der pathologischen Selbstbeauftragung, alle Welt in das eigene klitzekleine, moralische oder „amateurmedienwissenschaftliche“ Karo zu pressen. Und natürlich finden sie ihre klatschkaspernden Sekundanten, die an allen Ecken ausharren, um endlich ihre Aufmerksamkeitsdefizite in maulender Trittbrettfahrerei zu kompensieren:
„Unfassbar, erst neulich hast du dich bei bei deinem Zahnarzt selbst fotografiert. Wie kann man nur so aufmerksamkeitsgeil und geltungssüchtig sein? was kommt als nächstes? Lässt Du uns an deinem Klobesuch teilhaben?“
„Nein Arschloch. Aber immerhin bist du mir ja in letzterem weit voraus, weil du offenkundig ständig anderen ungefragt in Profil und Seite defäkierst mit deinen tiefenfrustrierten Selbstbedeutsamkeiten. Na, welche besondere Geltung kann es wohl haben, normaler Patient bei einem Kleinstadtzahnarzt zu sein, es sei denn, man heisst Dustin Hoffman, die ganze Nummer heisst „Marathonmann“ und „der weisse Engel“ und ehemalige Nazischerge Dr. Christian Szell fragt dich: „is it safe?“ Keine. Eben. Das ist normales Leben. Wer sich so zwanghaft wie peinlich selbst mit notorischen Antisemiten wie Roger Waters zum kulturaffinen Bohemien schmücken und adeln möchte, sollte sich kaum so bedroht fühlen können durch ein harmloses Selfie alter Freunde, selbst wenn einer der beiden einen weissen Kittel trägt, um im kommentierenden Veitstanz verbal darauf einzudreschen.
Und um die verblödete Frage der speichelleckend mitschunkelnden Sekundantin augenblicklich aufzulösen: „ja klar, blockiere ich solche zeigefingernden Schulhofsheriffs augenblicklich und dich gleich mit, bevor ich mich von Eurer missgünstigen Kleinkrämerei vergiften lasse. Und nein, mein Profil und meine Seite sind nicht „speaker’s corner“, wo jeder Wutmichel und Zornbürger, seine als Meinung chiffrierten Diskreditierungen als Grundrecht verteidigt wissen dürfen. Ätsch. Also? Abflug, Hohlbratze!