One last note Samba.

One last note Samba.

Ich erinnere mich sehr gerne an die winterlichen Sonntagvormittage meiner Kindheit in den frühen Siebzigern in dem gemieteten Reihenmittelhaus in der Hasenheide zu St. Tönis bei Krefeld, das für wenige Jahre unser Heim war. Meine Schwester und ich hingen nach dem Frühstück im Schlafanzug meistens im Wohnzimmer ab, fläzten uns auf der Couch und lasen, während die schlappe Wintersonne kümmerlich am großen Terrassenfenster bettelte.

Meine Eltern hatten eine Braunanlage, nicht den Schneewittchensarg, aber immerhin so ein schickes Studioding, an das ich mich auch heute immer dann sofort erinnere, wenn ich auf meinem iPhone den Taschenrechner öffne. Der legendäre Gestalter und Alkoholiker Dieter Rams ordnete die Dinge leise und so heißt auch seine lesenswerte Biographie von Uta Brandes. Er ordnete sie einst für die ikonische deutsche Designcompany Braun und unwissend auch für den britischen Designer Jonathan Ives, der sich dadurch Dekaden später für seine Applewelterfolge „inspirieren“ ließ. Ich schweife ab.

Auf dem Plattenspieler jedenfalls lief meistens Leonard Cohen, damals der Lieblingsinterpret meiner Mutter. In unserem Haushalt gab es ansonsten die Beatles, die Stones, viel Blues, Jazz und noch mehr klassische Musik, aber auch ein gemischtes Album mit den lateinamerikanischen Songs von Caterina Valente, die ich als Kind viel toller fand als zum Beispiel Astrud Gilberto und ihr „Girl from Ipanema“, was bei uns ebenfalls eine Art Standard war. Ich liebte die Federleichtigkeit, das Spielerische und das tue ich bis heute.

Caterina Valente sprach sechs Sprachen fließend und sang in mehr als einem Dutzend fast anderhalbtausend Songs ein. Als einziger deutscher Weltstar ihrer Zeit hatte sie Top-Ten-Hits natürlich zuhause, aber eben auch in Frankreich, Italien, Japan, Großbritannien und sogar in den USA. Ihre dünnen Schlager brauche ich nicht, aber bei den authentischen Liedern und als Jazzinterpretin fand und finde ich sie großartig.

Mein persönlicher, absoluter Favorit ist das spielerische Duett mit „Mister Rat Pack“ Dean Martin, diesmal sogar ohne Tumbler in der Hand: „One Note Samba“ aus dem Jahr 1966. Oder fast genauso toll das Bossanova-Medley mit Danny Kaye aus dem Jahr davor. Beide sind auf Youtube leicht zu finden und für mich immer und immer wieder hörenswert.

Jetzt ist sie gestorben, am 9. September, mit 93 Jahren und nicht plötzlich und unerwartet. Nachdenklich macht es mich doch.

One last note Samba ...

Ruhe in Frieden.

Bruno SchulzComment