C47? Fuck you!
Von Erwartungen, oder:
ich bin doch keine Wurlitzer.
„Erkenntnis ist die Synthese aus Erwartung und Enttäuschung.“
Das hat der deutsche Schriftsteller Peter Killert herausgefunden und ich meine, darin ist viel Wahrheit.
In der Soziologie hat die Erwartung eine wesentliche Rolle: als „antizipatorische Erwartung“, bei der Annahme, was andere tun würden, oder als „normative Erwartung“, was andere gefälligst tun sollten. Stichwort „Rollenerwartung“, womit ich uns hier aber nicht weiter langweilen möchte, außer vielleicht, dass Rollenerwartungen gesellschaftliche Erwartungen an das Verhalten von Menschen beschreiben, in der sozialen Interaktion. Es geht also um „ganz bestimmte Verhaltensweisen“, die man von anderen (gefälligst) „erwartet“.
Pautz. Arschbombe. Schon sind wir mittendrin, warum zumindest viele meiner Sozialkontakte in den nicht immer sozialen Medien zum Scheitern verurteilt sein müssen. Bei mir ist ja schon vieles diagnostiziert worden, kaum aber biedere „Gefallsucht“.
Manche Leute haben ein paar meiner Beiträge gelesen, drei, vier oder fünf und fixfertig ist die Schablone. Neuer Text gefällig? Huch, der ist ja ganz anders. Willkommen in meiner Realität, in der ich alles ständig neu scanne, untersuche, sortiere, frisch bewerte, manchmal auch kurzfristig wechselnde Haltungen entwickle und statuiere. Man lernt ja stets noch dazu. Das passt dann halt nicht immer ins harmonische Gefüge von Brigitte und Frank Mustermanns Zen-Steingarten vor dem ausdekorierten Reihenendhaus im Speckgürtel eines Mittelzentrums aus der dritten Reihe. Ist das schlimm? Nö. Für mich jedenfalls nicht.
Andere scheinen in mir so eine Art Texte-Wurlitzer finden zu wollen. Man drückt ein paar Tasten, gibt ein paar Impulse und schon wird letztlich das immergleiche, alte Lied in den Raum erbrochen, wie Hans Albers „Reeperbahn nachts um halb eins“ in der „scharfen Ecke“ in der Davidstraße auf St. Pauli. Und leiert, und leiert vor sich hin, um auch von den Allerkaputtesten oder Niedlichsten halbwegs textsicher mitkrakeelt werden zu können. Ja, so ein Elend.
Kreativität erzeugt Opposition, erzeugt Widerstand, ist Chaos. Falsche Prüderie, Spießertum, kleinkarierte Normen und enge Grenzen sind ihre Fesseln. Mühlsteine. Klar, liegt man auch mal daneben. Vielleicht auch gar nicht mal so selten. Aber das ständige Anrennen bringt Übung. Man kann die Kreativität trainieren wie einen Muskel. Ich meine, das lohnt sich, denn sie trägt einen ein ganzes Leben und aus den sedierenden Niederungen von Routine, aus dem ständigem Plagiarismus aus niederen Motiven und der Niedertracht, andere ständig mit sich selbst in den gleichen Morast stecken zu wollen wie eine Reispflanze in Monokultur.
Widerspruch wird mit Zuneigungsentzug und Ausschluss geahndet. Von wem und aus was denn bitteschön? Dramatic Exit? Raus! Aber schnell! Und wenn es nicht aufenblicklich von allein klappt, helfe ich gerne nach.