Olympia '24 - oder: schon wieder rum!

Der Zirkus hat Station gemacht, ein gigantisches Werbe- und Konjunkturversprechen: höher, schneller, weiter … nun ist es rum, bevor es eigentlich angefangen hat für mich. Ich habe gar nicht so viel mitbekommen. Woran liegt das? Bin ich zu schlecht vorbereitet? Zu abgelenkt durch meinen profanen Alltag?

Es ist ja nicht so, dass ich die unglaublichen Einzelleistungen der Protagonisten in ihren abstrakten Leibesübungen nicht respektierte, ich zögere allenfalls ein wenig bei dem Gedanken an die Sozialisierung des Aufwands und der Frage, welche besondere Bedeutung diese Form von Spitzensport für eine Gesellschaft und gerade für deren jüngere Generationen haben kann, die in beharrlicher Selbstauskunft statuieren, lieber jeder Leistung abzuschwören. Vorbildcharakter? Wohl eher mediale Massensedierung. Denn, wer sich die statistischen Kurven des Engagements besieht und dem ewigen Gejammer der Verbände lauscht, muss annehmen, dass es sich bei dem „Triumph des Willens“ eher um ein Auslaufmodell handeln sollte.

Geht es schlicht um Unterhaltung? Mit ein wenig kalkulierten Krawall wie bei den Boxerinnen und Judoka? Mediale Reichweiten dank der Debatte um Geschlechterkrisen? Im Nachgang ahnen wir ohnehin die Bedeutungslosigkeit der hitzig erregten Diskussionen von Lieschen Müller pro und Brigitte Mustermann contra auf Meta und in „X“: viel Lärm um nichts. Die Annahme, solche Bühnenkunststücke sorgten für Akzeptanzen in der Gesellschaft ist so absurd, wie das Blabla ums Brückenbauen gegen die Spaltung, die man selbst befeuert.

Die Dinge werden auseinandergetrieben, um sie zusammenzufügen? Come on! Was habt Ihr denn geraucht? Ist das der Grund, den Oberkiffer Snoop Dogg zum Botschafter des bizarren Panoptikums „mens sana in corpore sano“ zu halluzinieren? Ich mag ja auch seine Songs - mit der Ikonisierung der Figur habe ich bei ihrer Biographie allerdings so meine Bedenken und wundere mich über die vielen Hobbymenschenrechtlerinnen und -rechtler, die Prostitution, Pornographie und Betäubungsmittelmissbrauch locker wegstecken, solange ihr Idol wie Goofie in spektakulären Outfits über die Flimmerkiste tappst. Also doch nur Operette? Oder zeitgemäßer Musical? Bauschaum fürs Gehirn?

Was bleibt? Wer erinnert sich genau an was und warum? Meine persönlichen Helden waren Tara Davis-Woodhall und Hunter Woodhall, weil ich immer ein romantisches Herz bin und bleiben werde. Und vielleicht noch Sha’Carri Richardson, weil die so ganz offensichtlich einen Knall hat, was sie aber nicht davon abhält, ihre Disziplin zu dominieren und die begleitenden Gesten regelmäßig zu optimieren. Also? Fazit? Unterhaltung. Aber ich habe ja auch von Spitzensport keine Ahnung und müsste mich an anderen Faktoren festmachen. So wie die allermeisten. Vermutlich.

Da gehe ich lieber mit dem Hund ins Grüne und beschließe, dass es wohl besser ist, wenn mir viel mehr am Allerwertesten vorbeiginge und ich mich auf die Dinge konzentrierte, die ich selbst aktiv bewegen, steuern und verändern kann, wie das Bedienen des Ausknopfes auf der Fernbedienung. Zum Beispiel. Ich werde wohl sukzessive immer mehr zum Stoiker.

Das ist es wohl, was Olympia stellvertretend mit mir machte und macht.

Bruno SchulzComment