Zombieapokalypse

"Black Friday 2024 - 46 Jahre Zombieapokalypse“

oder: Vision und Wirklichkeit.

Nur 46 Jahre liegen zwischen der legendären fiktiven Zombie-Kaufhausnummer in George A. Romeros dystopischem Genremeilenstein "Dawn of the Dead" und der Vertatsächlichung als "Black Friday" heute.

Das Original habe ich 1978 um Mitternacht als damals Dreizehnjähriger mit ein paar Kumpels und einem schmerzfreien Erziehungsberechtigen in dessen Strich-Acht-Mercedes in einem Autokino am Niederrhein gesehen. Nach einem ziemlich einsilbigen Lee-van-Cleef-Western um acht und einem Frottee-Speckfilm mit schlimmen Scheiteln, Flokati und Lavalampe gegen zehn.

Der Ausweiserwachsene, der den holzschnittartigen Darsteller „Lee van Cleef“ schlicht und bildungsfern stoisch als „Leh Fankleff“ titulierte, war der Vater meines Schulfreundes Harald und dessen Bruder Stefan, der schon ein bisschen älter war als wir. Harald war ein einfacher, runder, rothaariger Junge mit einem Haaransatz knapp oberhalb der Augenbrauen und einem großen Onkeltomherzen.

Der Vater war ein Teddyboy mit viel Pomade im Haar und ist sehr wahrscheinlich schon mit einer glimmenden Lucky Strike ohne Filter im Mundwinkel zur Welt gekommen. Für seine Mutter und Haralds Oma war das vermutlich eine schmerzvolle Erfahrung und ich bin mir ziemlich sicher, dass er auch seine billige Marlon-Brando-Gedächtnis-Lederjacke schon im Kreißsaal zur eigenen Entbindung getragen hat, umgeben von einer Wolke „Old Spice“.

Wie auch immer, im Mannschaftsraum seines Schiffsdiesels mit den randalierenden 50 PS für knapp zwei Tonnen Leergewicht saß also unsere Gang. Wir alle rauchten wie die Schlote, als wenn es kein Morgen gäbe. Eine nach der anderen. Haralds Vater war das Wurscht, er kannte es ja selbst nicht anders. Wir waren selbstredend alle extrem cool. Es gab auch Bier an Bord. Fahrbier. So nannte er das.

Zurück zum Zombiefilm: so richtig schön war der nicht. Damals. Für uns Dreizehnjährige. Egal. Danach wuchsen uns Haare am Skrotum und auf der Brust.

Das reale Remake als „Black Friday“ erspare ich mir und uns in diesen Tagen tunlichst. Der gesteigerte Horror ist grenzenlos, zu grausam, die Sinnlosigkeit, die Apokalypse der Konsumzombies. Da lese ich doch lieber ein schönes Buch oder schaue eine flauschige Tierdoku.

Bruno SchulzComment